Freitag, 6. April 2012

Bilanz V

Was jetzt noch fehlt - ist...

Im Programm der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch fehlt kein "Tag der offenen Tür", sondern ein "Tag der geschlossenen Tür". Dann könnte man eine Gedenk- und Lernstätte draus machen. Angehenden Sozialpädagogen, Sozialarbeitern, Psychotherapeuten und Psychologen dokumentieren, dass sich ein geschlossenes System auch dann nicht öffnet, wenn ein paar personelle Konsequenzen gezogen werden, würde Sinn machen, für den kein einziger Cent verschwendetes Geld wäre.

Die Bereitschaft in der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit,  um erst einmal für die Gegenwart und dann auch noch für die Zukunft zu lernen, liegt bei Null. Die Akten werden weggeschlossen - und daraus schließt man, dass diese Kapitel abgeschlossen sind?

Das System, zu dem diese Einrichtung gehört, ist mir ein Rätsel. Auch aktuell schütteln Experten den Kopf darüber, was in Wilschenbruch geschehen ist und geschieht. Derzeit laufen Großeltern zwar nicht mehr gegen eine Betonwand, dafür aber gegen eine Gummiwand, die sie immer wieder zurückwirft. Die haben keine Drogen genommen, die haben sich um ihre Enkel gekümmert, die sind auf die verheerende Idee gekommen, ihre Tochter vor 15 Monaten in die Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch zu schicken. Das ist nur ein Beispiel. Denn auch woanders gibt es immer noch Familien, die in den Wald dieser Einrichtung rufen - und es schallt ganz anders heraus als sie hineingerufen haben.

Bei Facebook treffen sich Kinder, die in Wilschenbruch gewesen sind, laden sich gegenseitig zum Essen ein und necken sich, ob sie nun während der Ära von Ruthard Stachowske oder danach die Einrichtung verlassen haben, ist unerheblich. Hilfe bekamen sie erst von einem Streetworker, von verständnisvollen Psychologen oder von tollen Trainern in Sportvereinen.

Sie alle kennen die Geschichten aus der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch, immer mehr von ihnen lesen diese Seiten, tragen die Informationen weiter und gehen keinesfalls davon aus, dass etwas besser wird. Wird es auch nicht. Die neue Geschäftsführerin der Sucht- und Jugendhilfe Lüneburg hat zwar gelegentlich zögerliche Versuche zur Hilfestellung gestartet, aber sobald Flagge zeigen angesagt gewesen wäre, zog sie sich wieder zurück. Doch nicht nur das: Sie versuchte auch noch, meinen Anwalt mit falschen Informationen zu füttern, erschreckte Familien mit merkwürdigem Verhalten und blieb stumm, wenn ich ihr mitteilte, dass wieder einmal ein Kind enttäuscht ist.

Würde jemand diese Einrichtung so schnell wie möglich schließen, müsste sich endlich jemand darum kümmern, wo Kinder und Familien die Hilfe bekommen, die sie verdient haben. Noch sagt nicht nur jener Anwalt, mit dem ich kürzlich gesprochen habe und der sich darüber wunderte, dass eine Regelung ohne lange juristische Auseinandersetzungen immer noch nicht möglich ist: "Die wollen doch nur Geld verdienen."

Dass dieser Eindruck entstanden ist, haben sich die Sucht- und Jugendhilfe Lüneburg und die Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch selbst zuzuschreiben. Wenn ich einen Anruf bekomme, wende ich mich nicht mehr an Lüneburg - die Zeit kann man besser nutzen. Und sie wird genutzt. Wie, erfährt die Sucht- und Jugendhilfe Lüneburg im Zweifelsfalle immer noch früh genug...Dann muss Vogel Strauß seinen Kopf aus dem Sand ziehen. Könnte Treibsand sein...

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