Donnerstag, 19. Januar 2012

Wissenschaftler?

19. Januar 2012
Mit Schwachsinn zum Doktortitel?

"Ziel dieses Artikels ist es, die kontextuellen Hintergründe zu benennen, die in Zusammenhang mit dem Leben..." Beginnt einer der unsäglichen Schwafelsätze von Ruthard Stachowske, der im "stern" Wissenschaftler genannt worden ist. Das "Hamburger Abendblatt" bezeichnete ihn irrtümlicherweise vor gut zwei Jahren sogar als "Arzt" der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch. Den Titel "approbierter psychologischer Psychotherapeut für Erwachsene" musste er inzwischen zurückgeben. Da hatte Stachowske laut Verwaltungsgericht von Münster getrickst.

Von jemandem, der einen Doktor-Titel führt, erwartet man eigentlich, dass er einem Wissenschaftszweig neue Erkenntnisse hinzugefügt hat, die sich nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis als nützlich erweisen. Stachowskes These, man müsse drogenkranke Familiensysteme dechiffrieren und stelle dann fest, dass man immer das gleiche Muster finde, ist jedoch ebenso großer Schwachsinn wie sein Ansatz, nicht zwischen illegalen  und legalen Drogen unterscheiden zu wollen. Sogar bei illegalen Drogen müsste ein Wissenschaftler Unterschiede machen.

Schreibt man eine wissenschaftliche Arbeit, wird sie umso schwieriger, aber auch umso spannender, je weniger Sekundärliteratur es gibt. Weiß ich aus eigener Erfahrung. An der Universität von Mainz habe ich eine über "marxistisch-leninistische Pressetheorie" geschrieben und fand in den Werken von Marx und von Lenin immer nur Ansätze, aber nichts Durchgängiges. Ich musste also andere Therorien der beiden daraufhin untersuchen, ob sie relevant sein könnten für das Medien-Verständnis von Marx und Lenin. Geklärt werden musste auch die Frage, wie Medien wirken. Diese wissenschaftliche Untersuchung hatte ich mir nicht selbst ausgedacht, sondern sie war eine Idee meiner Professorin Elisabeth Noelle-Neumann.

Lenins Satz, die Presse sei "kollektiver Propagandist, kollektiver Agitator und kollektiver Organisator", zerschellte an der Wirklichkeit. Da der Marxismus eher einem Glaubensbekenntnis als einem praktikablen Modell ähnelte, musste geschehen, was geschah: Probleme wurden ausgeblendet, der Sozialismus war jedes Jahr erfolgreicher als im Vorjahr, wenn man glaubte, was die kommunistische Partei verkünden ließ. Derweil standen Arbeiter in Fabrikhallen und warteten auf Ersatzteile, verrotteten Straßen und Häuser, funktionierte die Landwirtschaft nicht, feierte die Partei Wahlsiege, die schon vor der Wahl feststanden, wurden Kritiker ins Gefängnis geworfen. Die Medien schrieben und sendeten am Alltag und den Wünschen der Menschen vorbei. Und blieben deshalb so gut wie wirkungslos. Die Angst, dass die öffentliche Meinung der veröffentlichten Meinung Hohn lachen könnte, war groß.

Auch Stachowske bewegt sich eher auf einer transzendentalen, denn auf einer wissenschaftlichen Ebene. Laufend liefert er Letztbegründungen. Wie jeder Guru, der uns die Welt möglichst einfach erklären will und an seinen Erklärungsmodellen keine Zweifel zulässt. Kommen ihm in der Praxis selbst Zweifel, reagiert er aggressiv und denkt sich Strafen und Maßnahmen aus, die er nach eigener Auffassung nicht begründen muss. Die Folgen blendet er aus. Schuld sind immer die anderen. Stachowske inszeniert seine eigene Wirklichkeit.

Die Muster von Ruthard Stachowske 

3 Kommentare:

  1. Schmücken mit 'nem falschen Titel und Schuhe anziehen, die zu groß geraten sind, das passt schon zu Herrn Stachowske. Vielleicht müsste man seine Herkunftsfamilie auch mal "dechiffrieren" um zu verstehen, warum er so ist, wie er ist. Irgendjemand hat das sicherlich schonmal getan...

    Allerdings möchte ich hier, zumindest aus meiner Sicht, etwas zu bedenken geben:
    Es gibt durchaus Verhaltens- und Bewältigungsmuster, die sich in Familien wiederholen. Nicht deshalb, weil sie in irgendeiner Art und Weise "vererbt" werden, sondern weil der Nachwuchs in Familien sich an den am nächsten stehenden Beziehungspersonen, meistens den Eltern, orientiert. Kinder lernen von uns! Leider auch das, was uns nicht gut tut. Aber auch aus meiner Sicht ist es Blödsinn, den "Kreislauf" zu unterbrechen, indem man alle familiären Bezüge abbricht. Suchtarbeit, bzw. -therapie hat etwas mit Bewältigung zu tun.

    Legale und illegale Drogen haben zwar unterschiedliche Wirkungen und somit auch ein jeweils anders geartetes Suchtpotenzial. Aber dennoch wird in der Suchttherapie erstmal nicht zwischen Heroin- oder Alkoholkonsum unterschieden. Es würde auch keinen Sinn machen, da es um den Konsum geht, nicht um die Substanz. Das was Drogenabhängige dazu bringt, Drogen zu konsumieren und das, was sie dem entgegensetzen können, ist in der Therapie von Bedeutung. Wenn sie es nicht verändern wollen, ist eine Therapie meistens zwecklos, da nur Symptome behandelt werden, aber nicht die Ursache.

    Ich finde den Forschungsansatz von Stachowske, inwiefern die Drogenabhängigkeit mit der Familiengeschichte zusammenhängt, eher interessant. Leider hat die ganze Forschung überhaupt keinen Wert, wenn Menschen mehr oder weniger genötigt werden, ihre Familiengeschichte so darzustellen, dass sie die These von Stachowske & Co bestätigen. Und mit welchen Methoden das mit bestimmten Rahmenbedingungen gemacht wurde, ist hier ja hinlänglich bekannt.

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  2. @ Andi

    Da antworte ich doch mit Fanta 4: Es könnte so einfach sein, ist es aber nicht...

    Würde jemand erforschen, ob bestimmte Familiengeschichten zu bestimmten Drogenabhängigkeiten führen, wäre die Antwort mit großer Wahrscheinlichkeit: nein.

    Die Systemsteller haben in der Psychotherapeutenkammer auch nur knapp eine Anerkennung bekommen. Dass die auf eine Theorie fixiert sind, zeugt auch nicht von Wissenschaftlichkeit. Freudsche Fehler wiederholen, bringt nichts.

    Das Beste scheint mir zu sein, man widmet sich den Problemen des Einzelnen und sucht nach Lösungen.

    Und merke: Wer Schnaps kauft, geht in den Supermarkt, wer Heroin nimmt, bewegt sich in kriminellen Kreisen. Das hat keine Auswirkungen?

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  3. Meine Anmerkung dazu:
    Andi schreibt nicht unsachlich, aber sehr gewählt.
    Ist auch in Ordnung, finde ich.
    ,,Vorsicht ist die Mutter der Porzelankiste´´.
    Ich würde es so ausdrücken:
    Dieses Gerede um Nebensächlichkeiten, bspw. ,,was ist schlimmer und was nicht´´, ist doch wirklich völlig belanglos, außer dem hier:
    Der Stachowske hat zu Zeiten in der TG Wilschenbruch eh alle Eltern/teile heraus bekommen die offensichtlich am wenigsten Sorgerechte über ihre Kinder hatten.
    Selbst KIFFER hat er nicht ernst genommen,... weil sie nicht genug Sorgerechte in der Patchworkfamilie hatten?
    Die Partnerin des KIFFERS war auch ,,nur Kifferin´´, wurde offenbar gezwungen dort zu bleiben mit ihren drei Kindern.
    Sie hatte nämlich das Sorgerecht von allen drei Kindern.
    Die Kinder dieser KIFFERIN haben mit der Mutter flüchten können.
    Und wurden NICHT zurück geholt.
    Da muß man nicht zwischen den Zeilen lesen gelernt haben.

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