Dienstag, 2. Februar 2010

Tagebuch III

2. Februar 2010
Nur ohne Sohn aus der Einrichtung

Nach elf Monaten beendet Simone B. ihren Aufenthalt in der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch. Ihren Sohn will sie mitnehmen. Darf sie nicht: "Das Schlimmste war, ich sollte Merlin sagen, dass ich gehe. Er war völlig verstört."

In einer norddeutschen Großstadt kümmern sich Experten um sie, hören ihr zu, das Erstaunliche sei für sie gewesen: "Sie haben mir geglaubt." Das Jugendamt stellt Besuchskontakte mit Merlin her. Alle zwei Wochen fährt Simone B. nach Lüneburg.

Nach vier Monaten findet sie eine Pflegefamilie für ihren Sohn. Ein Jahr dauert die Nachsorge: "Dann konnte ich endlich wieder mit Merlin in einer eigenen Wohnung leben. Ich bin nie wieder rückfällig geworden."

Das Gespräch ist beendet, Simone B. sagt noch: "Ich bin bereit, vor Gericht auszusagen."

2 Kommentare:

  1. Das hört sich ja sehr gut an, wenn Simone B. vor Gericht aussagen möchte. und schon wieder sitzt einer mehr im Boot. Traurig, aber wieder einmal die Wahrheit, was einer Mutter in der TG Wilschenbruch widerfahren ist mit ihrem Kind. So was finde ich einfach nur schlimm, wochenlang getrennt von seinem Sohn furchtbar. Das sieht man mal wieder was für eine tolle Familienorientierte Einrichtung die TG Wilschenbruch doch ist (grins).
    Super finde ich, dass SimoneB. nicht wieder rückfälli geworden ist, nach allemn was ihr passiert ist. Ich möchte an dieser stelle mal sagen, dass alle Ex-Klienten die Einrichtung verlassen haben,nie mehr rückfällig geworden sind. Sie leben alle mit ihren Kinder glücklich zu Hause.

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  2. Alles, was ich bis hierher gelesen habe, kann ich nur bestätigen. Glücklicherweise war ich ohne meinen Sohn in Wilschenbruch, ihn hatte ich bei meinen Eltern gelassen, was sich später als beste Lösung herausstellte. Ich habe erlebt, wie Mütter von ihren Kindern innerhalb der Einrichtung getrennt wurden. Die Kinder wurden dann fremd betreut, d.h. von anderen Klienten, während die Eltern Kontaktsperre hatten. Sie mussten ihren Kindern aus dem Weg gehen. Das gleiche galt in einem Fall, den ich erlebt habe, auch für Paare: Weil es Unstimmigkeiten innerhalb der Beziehung gab, hatte das Paar Kontaktsperre und durfte sich innerhalb des Hauses nicht sehen, nicht miteinander sprechen und sie mussten sich aus dem Weg gehen. Er war im Dachgeschoss untergebracht, sie war noch in der Gruppe. Er ging vorne zum Rauchen, sie auf dem Hinterhof.
    Mein Sohn kam einmal im Monat und in den Ferien zu Besuch. Weihnachten 2004 war ich schon bei den Isolierten im Dachgeschoss untergebracht, weil ich es gewagt hatte, abzubrechen. Eigentlich wollte ich gar nicht nach Hause, ich wusste auch nicht, wohin... Mein Sohn war zu Besuch und Weihnachten feierten wir dann getrennt. Er in der Gruppe, dort kam nämlich der Weihnachtsmann, ich im Dachgeschoss. Später am Abend war er dann wieder bei mir. Das nenne ich dann auch mal "familienorientiert".

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