Mittwoch, 5. August 2009

Die Hellinger-Methode

Energiefeld statt Energiereservoir?

Niemand erfindet das Rad neu, wird einem irgendwie klar, wenn man einen Blick in den Seminarplan des Institutes wirft, an dem Professor Dr. Ruthard Stachowske zu einem dreiköpfigen Team gehört:

"In den 80er Jahren entdeckte der klinische Psychologe Dr. Roger J. Callahan, dass jedes traumatische Erleben (z. B. ein Hundebiss) eine ´Narbe´ im Energiefeld des Körpers hinterlässt.

In den 90er Jahren hat dann der Amerikaner Cary Craig die Energiefeld-Therapie weiterentwickelt. So ist EFT eine in Europa noch relativ junge Methode, die die 5000 Jahre alten Erkenntnisse der Akupunktur in die Psychologie einbringt. Durch Einbeziehung von Elementen der Hypnotherapie, der Kinesiologie und NLP ist eine Technik entstanden, die in kurzer Zeit äußerst effektiv in der Lage ist, emotionale Belastungen, Ängste, Phobien, posttraumatische Belastungsstörungen und viele andere einschränkende Emotionen zu beseitigen."

Das also wird in Lüneburg unterrichtet und vor Jahrzehnten haben wir über die Transzendentale Meditation gelernt: "Seit 1957 lehrt Maharishi Mahesh Yogi das Programm der Transzendentalen Meditation (TM) rund um den Globus. Seine Botschaft ist stets praktisch und direkt. Im Inneren eines jeden Menschen existiert ein unbegrenztes Energiereservoir, ein unermesslicher Vorrat an Intelligenz und Glück. Dieses Potential zu leben, ist das Grundrecht aller Menschen. Maharishi hat mit der TM-Technik ein einfaches, müheloses Verfahren entwickelt, durch das jeder Mensch systematisch die in ihm angelegten, unbegrenzten Möglichkeiten zur Entfaltung bringen kann."

Gefahr der Willkür

Deutungen und Interpretationen können nur zufällig ausfallen, wenn weder eine präzise Diagnose erhoben wird noch eine überprüfbare Krankheits- bzw. Gesundheitslehre vorliegt. Mit Sicherheit dürften die Personen der Stellvertreter mehr Einfluss auf die Lösung des Familienkonflikts nehmen, als das dem Wahrheitsanspruch der Methode recht sein kann. Tauschte man stellvertretende Personen aus: Würden sie in gleicher Weise die spezifischen „Beziehungswahrheiten“ einer Familiendynamik erspüren und sich dementsprechend umplatzieren? Weil bei den Stellvertretern individuelle und damit „feldunabhängige“ Faktoren Einfluss nehmen, liegt die Gefahr der Willkür und Beliebigkeit auf der Hand (vgl. Haas 2005).

Materialdienst, Juli 2009

Erkenntnisse aus einem wissenden Feld

Hellinger versteht seine Methode als Abwandlung der Arbeit der Familientherapeutin Virginia Satir, die seit den 1960er-Jahren mit Familienskulpturen arbeitete.

Bei der Familienaufstellung nach Hellinger werden vom Aufstellenden beliebige Personen (möglichst Männer für Männer und Frauen für Frauen) aus dem Kreis der Anwesenden stellvertretend für Familienmitglieder räumlich so angeordnet, dass sie seiner Wahrnehmung der Familiensituation entsprechen. Die Veränderung der Sicht der Probleme des Klienten soll sich dann durch intellektuelle und emotionale Erkenntnisse aus einem wissenden Feld (Albrecht Mahr) vollziehen, die der Klient aus dieser Aufstellung und der (v.a. unmittelbaren und unbewussten) Reaktion der beteiligten Personen gewinnt.

Bert Hellinger hat seine Aufstellungsarbeit unter dem Eindruck des Einflusses ethnischer Konflikte in Familiensystemen weiter entwickelt und führt heute immer häufiger die so genannten „Bewegungen der Seele und des Geistes“ durch, bei denen die Stellvertreter sich schweigend ihren Bewegungsimpulsen aus der Rolle und dem systemischen Feld überlassen. Dies führe meist zu dramatischen zumeist lösenden Bewegungsbildern, in die der Leiter nur noch spärlich eingreife.

Bei Aufstellungen sei immer wieder zu beobachten, dass der Stellvertreter recht genaue Auskunft über die Befindlichkeit und das Beziehungsgeflecht der vertretenen Person geben könne. Die hohe Übereinstimmung zwischen Aussagen von Stellvertretern und Originalpersonen sei bereits erforscht worden (u.a. von Gert Höppner). Insofern bringe die Aufstellung etwas Verborgenes ans Licht, das sich jenseits von Manipulation und bewusstem Hintergrundwissen zeigen könne. Daraus ergäben sich Möglichkeiten, das Beziehungsgeflecht des aufgestellten Systems zu bearbeiten und Lösungsmöglichkeiten zu finden.

Nach Bert Hellinger war das Familienstellen am Anfang zunächst nur eine Methode, um festzustellen, wie die Beziehungen in einer Familie beschaffen sind und was dort wirke. Es war in erster Linie zielneutral.

Der Hauptfokus der Methode richtet sich weniger auf den Aufstellenden selbst als auf sein Familien- bzw. Organisationssystem und das tragende Beziehungsgeflecht. Es geht primär darum, Lösung für das System und die Beziehungen darin zu bewirken, aus der sich Lösung für den Aufstellenden ergeben kann.

Zentral ist dabei der Begriff der Ordnung für Hellinger: Er geht von einer natürlichen Ordnung aus, die vorgegeben ist und die der Mensch sich nicht aussuchen kann. Weitere zentrale Begriffe sind das Gewissen und die Zugehörigkeit sowie der Ausgleich von Geben und Nehmen sowie deren Wirkungen in Systemen; wobei Hellinger z. B. drei Arten von Gewissen unterscheidet, [2] welche hierarchisch und oft gegeneinander wirken: das individuelle, das systemische und das „große“ Gewissen.

Inhaltlich postuliert er im Familiensystem ein „Sippen-Gewissen“, aus dem sich eine strenge Rangordnung ergibt. Dabei haben Mann und Frau den gleichen Rang, die Frau folge aber dem Mann, der der Frau dafür dienen muss; als nächstes die Kinder, wobei der Erstgeborene Vorrang habe. Zusätzlich sei „Ebenbürtigkeit“ wichtig, die etwa in einer Beziehung reich-arm oder behindert-nichtbehindert nicht gegeben sei. Die Sippe (deren „Seele“ auch verstorbene Vorfahren umfasse) sei eine „Schicksalsgemeinschaft“, jede/r habe darin eine festgelegte Funktion, und die Loyalität zur Sippe sei wichtiger als gesellschaftliche Vorstellungen von Gut und Böse.

Aufstellungen sind nach Bert Hellinger nicht primär eine therapeutische Methode, sondern ein Werkzeug, das in vielen Bereichen sinnvoll eingesetzt werden kann. Hellinger besteht dabei darauf, dass ein Bereich dabei kein Recht für sich beanspruchen dürfe, in den anderen kontrollierend einzugreifen.

Mittlerweile spricht Hellinger ausdrücklich davon, dass er selbst in seiner Arbeit lediglich „Lebenshilfe“ leiste, eine Hilfe für die Betroffenen, zu einem besseren Leben zu kommen. Einen psychotherapeutischen Anspruch lehnt er inzwischen kategorisch ab.

Hellinger arbeitete in Israel mit dem nationalen Holocaustzentrum AMCHA zusammen.

Haim Dasberg aus Jerusalem, der diese Zusammenarbeit organisiert hatte, schreibt: „Ich habe die große Hoffnung, dass diese Erfahrungen (dass die Stellvertreter beider Seiten – der Täter u n d der Opfer aufeinander zugehen und gemeinsam über die Toten trauern und weinen … dann entsteht in ihrem Herzen ein Bild, wie die Versöhnung zwischen ihnen gelingt und wie ein Kreis sich endlich schließt) … auch über das Familien-Stellen hinaus auf einer höheren und umfassenderen Ebene wirksam werden.“ Es ging hier um Verständnis für die Täter- und die Opferseite während des zweiten Weltkriegs. Dort warb er darum, Täter nicht aus moralischer Entrüstung pauschal zu verurteilen, sondern sich mehr mit deren Hintergründen auseinanderzusetzen.

Die von Hellinger bei Familienaufstellungen praktizierte Vorgehensweise wurden seit den 1990er Jahren auch auf andere Systeme (Arbeitsteams und Organisationen) übertragen und werden in allgemeinem Kontext systemische Aufstellungen oder Systemaufstellungen genannt. Aufstellungen im Unternehmenskontext werden als Organisationsaufstellungen bezeichnet. Ferner können innerhalb von Systemaufstellungen auch abstrakte Begriffe z.B. „das Ziel“, „das Hindernis“ aufgestellt werden. Aufstellungen mit abstrakten Elementen werden als Strukturaufstellungen bezeichnet.

Wikipedia

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